Am 8.6.2024 geht Garage42 auf Reisen: es geht zum Garagen-Workshop beim KOSMOS Chemnitz 2024. Chemnitz? Garage42 ist doch ein Münchener Projekt, warum jetzt Chemnitz? Beim KOSMOS Chemnitz wird der Start des Projekts #3000Garagen stattfinden. Thematisch also für Garage42 ein Volltreffer, und damit ein guter Grund sich mit einer etablierten Garagen-Community zu vernetzen!
Garage42 ist nicht nur ein Werkstattprojekt, sondern vor allem auch ein Community-Projekt. Daher halten wir ständig die Augen offen, um uns mit weiteren Initiativen mit ähnlichen Zielen zu vernetzen.
Und so wurden wir schon letztes Jahr auf das Projekt #3000Garagen in Chemnitz aufmerksam. Chemnitz wird sich 2025 als die Kulturhauptstadt Europas feiern, und hat dafür eine Reihe von Projekten gestartet. Beim Projekt #3000Garagen soll die langjährige Geschichte der Garagenkultur in den östlichen Bundesländern aufgegriffen und neu belebt werden. Thematisch also ein Volltreffer, so dass es nahe lag Kontakt aufzunehmen.
Doch wie können Münchner Garagen und Werkstätten bei den Feierlichkeiten in Chemnitz mitwirken? Über dieser Frage sind wir noch am Grübeln. In der Zwischenzeit starten wir schon mal mit einer kleinen Kooperation beim KOSMOS Chemnitz 2024. Der KOSMOS Chemnitz ist ein Festival für Demokratie, eine Plattform für Diskussionen, und nicht zuletzt ein großes Kulturfestival mit viel Musik und Events mitten in Chemnitz.
Am 10., 11. und 12. November 2023 fand im Gasteig/FatCat die Jahreshauptversammlung des Verbunds Offener Werkstätten statt. Eine gute Gelegenheit um das Projekt Garage42 einem größeren Kreis von Werkstatt-Profis vorzustellen, und neue Kontakte zu knüpfen.
Gekommen waren gut 100 Teilnehmer aus Deutschland, sowie Gäste aus Frankreich und der Schweiz. Dabei waren Vertreter von Offenen Werkstätten, FabLabs und Makerspaces, aber auch Besucher aus der Politik, und Vertreter der Stadt München wie etwa dem Abfallwirtschaftsamt.
Der Freitag Abend begann mit zwanglosem Austausch mit bekannten Gesichtern aus München, sowie dem Kennenlernen von Mitgliedern anderen Werkstätten. Danach stellten sich die offenen Werkstätten Münchens vor.
Am Samstag fand die Jahreshauptversammlung des Verbunds Offener Werkstätten statt, gefolgt von einem Solar-Workshop und einer „OpenStage“ am späten Abend. Für die „OpenStage“ hatte ich einen kurzen Impuls-Vortrag zum Projekt Garage42 vorbereitet, der recht gut aufgenommen wurde und zu einer Reihe neuer Kontakte führte.
Auf der Veranstaltung ergaben sich für Garage42 noch weitere interessanter Kontakte und Gespräche:
Mit Sebastian vom Teamwerk in Aschheim tauschte ich mich über das Thema „Werkstätten in Garagen“ aus, denn die Teamwerk-Werkstatt befindet sich ebenfalls in einer Garage. Interessant war dabei für mich, wie das Teamwerk den begrenzten Raum nutzt, und für welche Ausstattung der Garage man sich entschieden hat.
Der nächste Interessante Kontakt war Bettina vom Abfallwirtschaftsbetrieb München / Halle 2. Mit ihr und mit einem Mitglied des HEi München diskutierten wir wie Materialkreisläufe in München aussehen könnten. Die Vision dabei: der Abfallwirtschaftsbetrieb sortiert in den Wertstoffhöfen hochwertige Werkstoffe wie Plattenware und Kanthölzer aus, und stellt diese über Materialinitativen wie Treibgut zur Verfügung. Die Materialinitiative wiederum versorgt die offenen Werkstätten in München mit Material für den Bau von nachhaltigen Möbeln.
Nach langer Zeit konnte ich auch wieder mal mit Doris und Carolina vom Machwerk sprechen. Die interessante Neuigkeit war dabei, dass das Machwerk in deutlich größere Räume umgezogen ist, und über eine gut ausgestattete Holzwerkstatt verfügt. Es wird also Zeit dem Machwerk mal wieder einen Besuch abzuststatten!
Der wohl überraschendste Impuls kam von Benjamin von den Stadtfabrikanten in Chemnitz. Er machte mich darauf aufmerksam, dass Chemnitz im Jahr 2025 Kulturhauptstadt Europas sein wird. Chemnitz bereitet derzeit dafür eine Reihe von Aktivitäten vor, darunter das Projekt „3000 Garagen„. Bei „3000 Garagen“ soll sichtbar gemacht werden, was in den Chemnitzer Garagen so alles geschieht, und welche gesellschaftliche Bedeutung Garagen als Treffpunkte haben. Garage42 und „3000 Garagen“ verfolgen also offenbar sehr ähnliche Ziele! Ein Austausch mit „3000 Garagen“ in Chemnitz könnte also sehr vielversprechend sein.
Insgesamt hat sich die Teilnahme an der Jahreshauptversammlung des Verbunds Offener Werkstätten also durchwegs gelohnt: gute Kontakte zu anderen offenen Werkstätten, interessante Gespräche, und viele Impulse und neue Ideen für das Projekt Garage42!
Seit Ende Juli 2023 gibt es eine neue Offene Werkstatt im Münchner Westen: die machBar. Das Konzept und das Angebot der machBar lasen sich auf der Webpage sehr interessant – Grund genug um dem machBar Team einen Besuch abzustatten!
Meine Anreise zur machBar ist nicht lang. Ich verlasse die S-Bahn an der Haltestelle Gräfelfing – ein Ort, an den man als Innenstadt-Münchner nicht so oft kommt. Ich marschiere einige Minuten durch den Ort und bin schnell an der Stefanusstraße angelangt.
Über eine Treppe im Hinterhof geht es hinunter zu den Werkstatträumen der machBar.
Ich werde schon erwartet von Torsten, der einer der Vorstände der machBar ist. Trotz Urlaubszeit haben sich auch viele Mitglieder zum machBar-Stammtisch eingefunden.
Wir stellen uns einander vor, und dann geht es mit einer kleinen Tour durch die Werkstatträume los. Torsten zeigt mir die einzelnen Werkstätten und erzählt mir über die Aktivitäten der letzten Jahre.
Ich erfahre, dass die Raumsuche eine der größten Herausforderungen war, gefolgt von der Frage der Finanzierung mit Fördermitteln.
Aber offenbar ist es dem machBar Team gelungen all diese Herausforderungen zu meistern – schließlich gibt es jetzt großzügige Räumlichkeiten und eine reichhaltige Ausstattung mit Maschinen und Werkzeugen.
Nach unserer Werkstatt-Tour gibt es eine Überraschung: Mitglied Johannes hat eine Shaper Origin mitgebracht und gibt eine Einführung in die Handhabung und die Möglichkeiten der Fräse.
Was für ein Zufall – meine Mission ist die Suche nach anderen Makern, die sich mit dem Fräsen von Möbeln befassen wollen, und dann finde ich hier in der machBar bereits aktive Fräs-Enthusiasten!
Nach der Fräs-Vorführung tauschen wir uns noch eine ganze Weile über Workshop-Formate und Öffentlichkeitsarbeit aus. Am Ende kommen wir zu einem wichtigen Thema: wie könnte eine Zusammenarbeit der machBar mit dem Projekt Garage42 aussehen? Haben wir Berührungspunkte? Wo könnten wir uns ergänzen?
Nach einigen unterhaltsamen Stunden verabschieden wir uns, und beschließen, dass wir sicherlich in Kontakt bleiben und bald wieder voneinander hören werden. Mein Fazit: es war ein lohnender Besuch, und ich habe wieder einige nette Maker aus dem Großraum München kennengelernt.
Das Konzept zum Fräs-Workshop „Ulmer Hocker“ ist fertig! Ein erster Testlauf im FabLab München zeigte, dass der Workshop schon recht passabel funktioniert, wenn auch noch mit Verbesserungspotential.
Donnerstag Abend im FabLab München: drei FabLab-Mitglieder haben sich eingefunden, um am „Meet & Make Ulmer Hocker“ teilzunehmen. Das Kursformat „Meet & Make“ im FabLab München ist eine tolle Sache: man trifft sich zu einem bestimmten Thema, bastelt miteinander, tauscht sich zum Thema aus und kommt dabei häufig auf ganz neue Ideen. Der Clou dabei: FabLab-Mitglieder sind DIY-Experten und bringen daher reichlich Wissen und Praxis-Erfahrung mit, so dass es immer etwas neues voneinander zu lernen gibt.
Unser Thema war also „Ulmer Hocker mit der Shaper Origin fräsen, und angesprochen waren FabLab-Mitglieder mit Shaper Origin Erfahrung. Dabei galt es herauszufinden, ob dieser Kurs funktionieren kann, und wieviel Spaß man dabei hat.
Nach einer kurzen Besprechung zum Ablauf ging es auch schon los: Begutachtung und Markieren des Materials, Aufbau des Arbeitsplatzes und Vorbereitungen zum Fräsen.
Als Hilfestellung für die Fräsvorgänge diente eine einseitige, bebilderte Fräsanleitung.
Im Kursverlauf stellte sich heraus, dass die Anleitung noch einige kleine Fehler enthielt. Damit hatte sich das Meet&Make also schon gelohnt, denn eines der Ziele war auch das Finden von Unstimmigkeiten im Kurskonzept.
Das Fräsen der Bauteile lief sehr reibungslos – kein Wunder, denn alle Teilnehmer waren routinierte im Umgang mit der Shaper Origin. Das Ergebnis: drei sehr sauber gefräste Bauteile, aus denen sicher einen bildschönen Ulmer Hocker entstehen wird.
Das erste Fazit: die geplante Kursdauer von 2,5 Stunden hat gerade so gereicht, was für einen Feierabend-Workshop fast schon zu lange ist. Alle Teilnehmer waren sich daher am Ende des Workshops einig, dass man die Abläufe an manchen Stellen beschleunige könnte um den Kurs kompakter zu machen. Hier werden noch weitere Praxis-Tests nötig sein, um herauszufinden wo noch Fräs-Zeit eingespart werden könnte.
Inhaltlich hat der Workshop sehr gut funktioniert: die Teilnehmer bekamen lediglich einige Hinweise und Tipps zur Herstellung des Hockers. Danach haben sie die genaue Vorgehensweise selbständig miteinander diskutiert, und im Wechsel gefräst.
Insgesamt ist das Fazit zum „Meet & Make Ulmer Hocker“: es war ein unterhaltsamer, lehrreicher und produktiver Abend für alle Beteiligten. Der produzierte Ulmer Hocker kann sich sehen lassen und ist gleichzeitig ein besonderes Unikat: ein Hocker, der in nur drei Stunden durch drei Maker gefräst wurde. Auf diesem Wege nochmal danke an die FabLab Mitglieder für die Teilnahme, das Feedback und die guten Ideen!
Am 25. Februar 2023 fand ein zweiter Fräsen-Workshop in der Nachbarschafts-Werkstatt in der Münchner Au statt. Die Nachbarn waren wieder begeistert und mit viel Spaß bei der Sache.
Und wieder rollere ich mit der Fräse durch die Au – diesmal ist es ein kalter, aber sonniger Februartag – zum Glück ohne Schnee, denn ich besitze keinen Transportschlitten für das Workshop-Zubehör.
Auch dieses mal werde ich schon in der Nachbarschafts-Werkstatt in der der Au erwartet – inzwischen kennt man sich ja schon vom ersten Workshop. Die Vorbereitung des Workshops geht mir diesmal schnell von der Hand – man könnte es schon fast Routine nennen.
Und schon treffen die ersten Nachbarn ein. Die Teilnehmerrunde ist wieder bunt gemischt: neben zwei Nachbarn ohne Fräs-Erfahrung sind heute auch zwei Küchenbauprofis zu Gast, die allerdings noch nicht mit einer CNC-Oberfräse gearbeitet haben.
Wir starten mit der allgemeinen Einführung ins Oberfräsen, machen uns dann mit der „Magie“ der Shaper Origin vertraut und gehen schließlich miteinander die Schritte zum Vorbereiten des Fräsens durch.
Dann geht es ans Fräsen – Freiwillige vor! Alle sind etwas zögerlich, doch mutig ergreift die erste Nachbarin die Initiative. Nach kurzer Eingewöhnung scheint das fräsen sichtlich Spaß zu machen, und die beiden Küchenbauer warten etwas hibbelig auf ihren ersten Fräseinsatz.
Nach zwei Stunden Theorie und Praxis mit der Oberfräse sind wie schon beim ersten Workshop alle begeistert: von der Fräse, von den Möglichkeiten, und von den eigenen Fähigkeiten.
Insgesamt war es also wieder ein gut gelungener Kurs, und nun grübeln schon alle, was das erste „echte Möbelprojekt“ mit der Shaper Origin sein könnte.
Am 4. Februar 2023 fand der erste Fräsen-Workshop in der Nachbarschafts-Werkstatt in der Münchner Au statt. Für eine Workshop-Premiere lief alles erstaunlich rund – mit nur einer kleinen Panne. Doch sogar die Panne war für alle lehrreich.
Endlich ist es soweit: der Workshop „Nachbarn fräsen Nebenan“ rollert auf meinem Trolley durch schöne Münchner Au! Nach dem Schauplatz des Workshops brauche ich nicht lange zu suchen – die erste Workshop-Werkstatt ist gleich bei mir ums Eck. Ich klingle, die Tür geht auf, und ich rollere ratternd mit meinem Workshop-Trolley über die schönen historische Bodenfliesen zum Hinterhof.
Im Hinterhof sehe ich schon die zwei schönen großen Gemeinschaftsräume – einer davon wird der Schauplatz des ersten Nachbarschafts-Fräsen-Workshops sein. Zwei Nachbarn stehen schon erwartungsvoll bereit und unterstützen mich beim Aufbau.
Dann geht es auch schon los: wir sind eine Runde von fünf Hobbybastlern – mich mitgezählt – jeder mit etwas unterschiedlichem Bastler-Hintergrund. Da gibt es zwei Heimwerk-Profis mit reichlich Werkzeugerfahrung, aber auch zwei Teilnehmer mit keinerlei Fräs-Erfahrung. Gut für mich, denn so kann ich gleich herausfinden, ob der Workshop auch für ungeübte Bastler funktioniert.
Wir besprechen zunächst die Schwierigkeiten beim traditionellen fräsen mit der Oberfräse, aber ich merke schon: alle sind gespannt auf die Shaper Origin Fräse. Kurz erkläre ich „die Magie“ der Fräse, bevor wir uns die Maschine dann in Aktion ansehen: im „Aircut“-Modus können die Kursteilnehmer das Funktionsprinzip der Shaper Origin Fräse gut beobachten.
Bevor wir jedoch den Praktischen Teil des Kurses starten, vermittle ich noch kurz die „Fräs-Etikette“, gefolgt von den obligatorische Sicherheits-Einweisung. Doch dann geht es auch schon los! Gehörschutz und Schutzbrille angelegt, Staubsauger an- und Fräse eingeschaltet, und schon fräst der erste Nachbar ein Teilstück eines kleinen Werkzeugkastens.
Besonderen Spaß macht den Teilnehmern offensichtlich der „Auto-Modus“ der Fräse. Wenn sich die Spindel wie von Geisterhand von selbst bewegt, dann zaubert das jedem der Kursteilnehmer ein Lächeln ins Gesicht. Tja, Hobbybastler lieben halt cooles Werkzeug…
So wird zügig ein Bauteil nach dem anderen gefräst … doch plötzlich … was ist das? Die Fräse ruckelt! Warum funktioniert die Magie nicht mehr?
Schnell ist das Problem gefunden: wir haben die Teile nicht der Reihe nach von unten nach oben gefräst. Daher haben wir uns die Shapertape-Klebestreifen kaputt gefräst, wodurch sich die Fräse nicht mehr orientieren konnte.
Durch zwei Shapertape-Klebestreifen ist das Problem schnell behoben. Dabei wird den Kursteilnehmern auch nochmal klarer, wie sich die Fräse auf dem Material orientiert.
Und so halten am Ende des Workshops die Teilnehmer stolz ihren ersten selbst gefrästen Werkzeugkasten in den Händen.
Insgesamt also ein Kurs mit Happy End: die Teilnehmer haben die Fräse mit ihren Möglichkeiten kennen gelernt, ich habe vier Hobbybastler aus meiner Nachbarschaft kennen gelernt, und als Kursleiter weiß ich jetzt, dass das Kursformat wie geplant funktioniert. Die nächsten Kurse in anderen Münchner Nachbarschaftswerkstätten können also kommen!
Das Kulturzentrum Gasteig in München beherbergt seit Kurzem eine Werkzeugbibliothek. Dort können sich Hobbybastler für kleines Geld die unterschiedlichsten Werkzeuge ausleihen. Die Werkzeugbibliothek unterstützt somit die Nachbarschaft beim Handwerken und verfolgt also ein ganz ähnliches Ziel wie Garage42. Grund genug um der Werkzeugbibliothek einen Besuch abzustatten und viele Fragen zu stellen.
Ich kenne Andreas schon eine Weile und verfolge mit Interesse seine vielfältigen Aktivitäten im Bereich Making. Seine Werkzeugbibliothek kannte ich bisher nur aus den Medien und den Sozialen Netzwerken, so dass es Zeit wurde sich vor Ort mal ein genaueres Bild zu machen.
Die Werkzeugbibliothek
Ich biege mit meinem Fahrrad auf der Rosenheimer Straße zum Gasteig ab, und stehe wenig später vor der Werkzeugbibliothek. Ein Stehtisch und einige Bierbänke laden dazu ein, sich hier zu treffen und sich über Werkzeug und Heimwerken zu unterhalten.
In den drei Schaufenstern gibt es viel zu sehen und allerlei zu lesen: Flyer und Schilder beschreiben was es hier so an Werkzeug gibt, und wie man die Werkzeugbibliothek benutzt.
Betritt man das kleine Ladengeschäft, dann steht man gleich am „Ausleih-Schalter“, der aus einem großen Schreibtisch mit Computerarbeitsplatz und Bezahl-Terminal besteht.
An den Wänden stehen riesige Regale voll von Werkzeug. An jenem Ausleih-Schalter-Schreibtisch sitzt dann meist Andreas, wenn er nicht gerade Werkzeuge in die raumhohen Regale an der Wand ein- oder aussortiert.
Andreas und ich begrüßen uns, und wir halten einen kleinen Plausch, was gerade so bei uns beiden los ist – wir haben uns eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Schnell kommen wir zum Thema: wie läuft die Werkzeugbibliothek so? Wird sie gut angenommen?
Werkzeuge und Kundenkreis
Andreas erzählt, dass er einen Kundenkreis von etwa 200 Leuten hat, die überwiegend aus der unmittelbaren Nachbarschaft in Haidhausen kommen. Ich löchere Andreas, will wissen was die Leute so ausleihen und wofür. Die Klassiker sind offenbar Bohrmaschine, Akkuschrauber und Schleifgeräte. Beliebt sind aber auch Reinigungs-Utensilien wie ein Naß-/Trocken-Sauger mit dem man z.B. ein Sofa oder den Teppich wieder richtig schön sauber bekommt.
So kommt gerade ein Mann mittleren Alters zur Tür herein – Andreas hat ihn schon erwartet. Der Mann leiht sich tatsächlich einen Naß-/Trocken-Sauger aus. Andreas gibt eine kurze Unterweisung in das Gerät, sowie ein paar Tipps zu Reinigungsmitteln mit auf den Weg. Dann verlässt der Mann zusammen mit seinem Sauger den Laden mit einem „… bis bald …„. Aha – offenbar ein Stammkunde.
Wir ratschen noch eine Weile über „den typischen Kunden“ und merken aber schnell, dass es den wahrscheinlich nicht gibt. Es ist vielmehr ein großes Spektrum:
Der Student, der sich seine Studentenbude einrichtet, aber all das nötige Werkzeug nicht kaufen kann oder will.
Der ambitionierte Bastler, der schon immer mal einen eigenen Vollholz-Tisch bauen wollte. Nachdem er in YouTube Videos recherchiert hat wie das geht, kommt er dann in die Werkzeugbibliothek und leiht sich Hobel und Schleifgerät zum Abrichten der Holzplatten.
Oder aber auch der Renter, der ein Werkzeug ausleiht, aber im Gespräch merkt Andreas dann häufig, dass es dem Rentner eher um das Gespräch, als um das Werkzeug geht.
Die Mission der Werkzeugbibliothek
Die Werkzeugbibliothek am Gasteig erfüllt also viele Zwecke: Hilfe bei Reparaturen im Haushalt, Teilen von Werkzeugen, Interessensaustausch für Hobby-Bastler, aber auch spontaner Zwischenstop für die Fahrrad-Reparatur oder eben auch sozialer Treffpunkt für einen Ratsch.
Andreas bietet auch einen monatlichen Stammtisch für seine Werkzeugbibliothek-Kunden, bei dem er mehr Details zu manchen Werkzeugen demonstriert. So hat er vor einiger Zeit mehr zur Verwendung der Shaper Origin erzählt.
„Du hast eine Shaper Origin?„, frage ich. „Ja klar“ sagt Andreas, „und die Shaper Workstation habe ich natürlich auch im Angebot„. Mir fällt kurz die Kinnlade runter, weil ich das nicht wusste, und gedanklich bin ich soeben neuer Kunde der Werkzeugbibliothek geworden.
Andreas sieht seine Mission also darin, dass er den Nachbarn das Ausleihen von Werkzeugen möglichst einfach machen will. Gleichzeitig macht er seine Kunden neugierig auf weitere Werkzeuge, so dass der Nachbarschaft auch neue handwerkliche Möglichkeiten aufgezeigt werden.
Fazit
Die Werkzeugbibliothek ist eine spannende Einrichtung, an der man derzeit schon recht gut studieren kann wie die Nachbarschaft darauf reagiert. Das Gespräch mit Andreas hat mir Klarheit darüber verschafft, dass ich mir für Garage42 sehr genau Gedanken über die Zielgruppe machen muss.
Jede Nachbarschaft hat ihren individuellen Bevölkerungsquerschnitt. Die Interessen in der Nachbarschaft können sich daher stark unterscheiden: ist in Haidhausen (im Zentrum Münchens) das Lieblingswerkzeug die Bohrmaschine, dann könnte es in Solln (am südlichen Rand von München) vielleicht der Gartenhäcksler sein. Die Nachbarn am Stadtrand sind mutmaßlich besser mit Standard-Werkzeugen ausgestattet, haben stattdessen aber eher Bedarf an der Ausleihe von teuren oder sperrigen Gartengeräten.
Es wird also nicht mein letzter Besuch in der Werkzeugbibliothek gewesen sein, weil es noch viele Fragen zu klären gilt … und weil ich demnächst unbedingt mal die Shaper Origin ausleihen muss…