24 Module Holz im Praxistest: der Kompaktarbeitsplatz

Das erste „24 Module Holz“ ist unlängst fertig geworden.
Im Praxistest zünden wir jetzt die nächste Stufe und prüfen,
ob das „24 Module“ auch als kompakter Arbeitsplatz taugt
um weitere Möbel zu fräsen.

Kürzlich habe ich über die Fertigstellung des „24 Module Holz“ berichtet. Heute gehen wir den nächsten Schritt und sehen uns genauer an, ob das „24 Module“ auch tatsächlich als Arbeitsplatz für die Garagenwerkstatt taugt.

Man könnte schon seine Zweifel haben, wenn man diesen kompakten Holzwürfel mit seinen 60 cm Kantenlänge so sieht.

  • Sitzt man da nicht arg tief?
  • Steht das „24 Module“ beim Arbeiten stabil?
  • Kann man wirklich auf einer so kleinen Tischfläche vernünftig arbeiten?

Aber wir wollen nicht lange herumrätseln – ich probiere es einfach aus.
Im ersten Schritt teste ich, wie das „24 Module“ mit der Shaper Workstation harmoniert.

Die Grundplatte der Workstation passt genau auf das „24 Module“ – rechts und links von der Workstation Grundplatte bleibt auf dem Arbeitstisch sogar noch etwas Platz, so dass beim Arbeiten das Fräsen-Werkzeug (T-Schlüssel, Gabelschlüssel, Fräser) gut abgelegt werden kann.

24 Module mit montierter Shaper Workstation und Shaper Origin

Die Grundplatte ist schnell mit zwei Einhandzwingen an der Arbeitsplatte fixiert. Beide Zwingen finden dabei ihren perfekten Platz zum Festspannen an der Unterseite. Die Mutter der Verschraubung des „24 Module“ ist dabei nicht im Weg.

Perfekt passende Fixierungspunkte für die Zwingen

Im zweiten Schritt montiere ich noch Frontplatte, Stützarme und Stützleiste der Workstation. Damit ist der Arbeitsplatz vorbereitet, und die Fräse kann abgestellt werden. Das „24 Module“ steht dabei bombenfest auf dem Untergrund – nichts wackelt.

Im Inneren des „24 Module“ findet jetzt noch wunderbar der Bodenstaubsauger Platz den wir beim Fräsen für die Absaugung der Holzspäne brauchen. Damit ist der Arbeitsplatz komplett und es kann mit dem Fräsen begonnen werden.

Wir machen zum Start gleich einen Extremtest: wie viel bzw. wie wenig Platz braucht es, um einen Fräs-Arbeitsplatz mit dem „24 Module“ aufzubauen? Reicht zum Beispiel die Fläche eines kleinen Balkons mit – sagen wir mal 1 Meter auf 2,20 Meter?

Zufällig habe ich gerade so einen Balkon griffbereit und bauen alles auf. Als Sitzmöbel wähle ich einen Badezimmer-Hocker, nehme Platz und fräsen kurze Zeit später schon los, so dass die Holzfasern nur so herumwirbeln.

Ein Balkon-Kompaktarbeitsplatz auf weniger als 2 Quadratmeter

Ich fräse einige Beispiel-Werkstücke für meinen nächsten Workshop und merke schnell: das funktioniert alles wunderbar- der Praxistest mit „24 Module“ ist bestanden!

Freiluftfräsen auf dem Balkon

Eine Weile sitze ich noch an meinem neuen Fräs-Arbeitsplatz auf dem Balkon und denke an Ken Isaacs – den Designer des „24 Module“. Hätte er es für möglich gehalten, dass ich heute hier auf meinem Balkon mit einer computergesteuerten Fräse sitze, ein „24 Module“ als Arbeitstisch benutze und damit in Windeseile die Bauteile für weitere „24 Module“ herstellen könnte?

Er hätte es wohl damals (1974) nicht für möglich gehalten, aber ich denke es würde ihm gefallen. Oder um es mit seinen eigenen Worten aus diesem Video auszudrücken:

„It sounds Olympian but the real worth of that stuff is some young person picking up on it and causing them to do something … but not that thing … it can be something else and that’s what important to me.“

Ken Isaacs, Youtube Video, „Dwell Design Leader: Ken Isaacs“ (3:45)

Mission accomplished Mr. Isaacs: ich bin zwar kein junger Mensch, der die Idee von „Living Structures“ aufgreift, aber ich denke wir sollten wirklich zusammen viele neue Dinge aus Ihre Design-Ideen machen!

Machen sie doch mit – in ihrer Nachbarschaftswerkstatt.

Zu Besuch in der machBar im Würmtal

Seit Ende Juli 2023 gibt es eine neue Offene Werkstatt im Münchner Westen: die machBar. Das Konzept und das Angebot der machBar lasen sich auf der Webpage sehr interessant – Grund genug um dem machBar Team einen Besuch abzustatten!

Schild machBar
machBar in der Alten Brauakademie

Meine Anreise zur machBar ist nicht lang. Ich verlasse die S-Bahn an der Haltestelle Gräfelfing – ein Ort, an den man als Innenstadt-Münchner nicht so oft kommt. Ich marschiere einige Minuten durch den Ort und bin schnell an der Stefanusstraße angelangt.


Über eine Treppe im Hinterhof geht es hinunter zu den Werkstatträumen der machBar.

machBar Eingang
Treppe zum machBar Eingang

Ich werde schon erwartet von Torsten, der einer der Vorstände der machBar ist. Trotz Urlaubszeit haben sich auch viele Mitglieder zum machBar-Stammtisch eingefunden.

Wir stellen uns einander vor, und dann geht es mit einer kleinen Tour durch die Werkstatträume los. Torsten zeigt mir die einzelnen Werkstätten und erzählt mir über die Aktivitäten der letzten Jahre.

machBar Holzwerkstatt
machBar Holzwerkstatt

Ich erfahre, dass die Raumsuche eine der größten Herausforderungen war, gefolgt von der Frage der Finanzierung mit Fördermitteln.

machBar Metallwerkstatt
machBar Metallwerkstatt

Aber offenbar ist es dem machBar Team gelungen all diese Herausforderungen zu meistern – schließlich gibt es jetzt großzügige Räumlichkeiten und eine reichhaltige Ausstattung mit Maschinen und Werkzeugen.

machBar Hauptraum
machBar Hauptraum

Nach unserer Werkstatt-Tour gibt es eine Überraschung: Mitglied Johannes hat eine Shaper Origin mitgebracht und gibt eine Einführung in die Handhabung und die Möglichkeiten der Fräse.

Was für ein Zufall – meine Mission ist die Suche nach anderen Makern, die sich mit dem Fräsen von Möbeln befassen wollen, und dann finde ich hier in der machBar bereits aktive Fräs-Enthusiasten!

Nach der Fräs-Vorführung tauschen wir uns noch eine ganze Weile über Workshop-Formate und Öffentlichkeitsarbeit aus. Am Ende kommen wir zu einem wichtigen Thema: wie könnte eine Zusammenarbeit der machBar mit dem Projekt Garage42 aussehen? Haben wir Berührungspunkte? Wo könnten wir uns ergänzen?

machBar Mitglieder
Torsten, Johannes und eine Shaper Origin

Nach einigen unterhaltsamen Stunden verabschieden wir uns, und beschließen, dass wir sicherlich in Kontakt bleiben und bald wieder voneinander hören werden. Mein Fazit: es war ein lohnender Besuch, und ich habe wieder einige nette Maker aus dem Großraum München kennengelernt.

Die Garage42 Werkstatt-Blaupause

Beim Projekt Garage42 soll in jeder Münchner Nachbarschaft eine nachhaltige Werkstatt entstehen. Eines der Ziele ist dabei, eine Blaupause für Nachbarschafts-Werkstätten zu erstellen. Mit so einer Blaupause können neue Werkstätten mit sinnvoller Grundausstattung zügig eingerichtet werden.
Gibt es schon so eine Werkstatt-Blaupause, wie sieht sie aus, und wo kann man sie bekommen?

Im Artikel „Wie alles begann und warum überhaupt“ hatte ich schon kurz über meine Garage berichtet. Der interessierte Leser fragt sich jetzt natürlich:
Was ist denn jetzt mit der Garage?
Passiert da was?
Gibt’s schon was zu sehen?

Die Antwort lautet: ja natürlich – es tut sich was in der Pilot-Garage,
und dieser Artikel soll einen Eindruck vermitteln was bisher in der Garage passiert ist.

Mit der Pilot-Garage habe ich bisher immer gleich zwei Ziele verfolgt:
Erstens will ich die Pilot-Garage für die nächsten Fräsen-Workshops nutzen.
Zweitens soll meine Garage auch der erste Prototyp für eine Nachbarschafts-Werkstatt werden.

Daher habe ich die Garage zunächst mit allem ausgestattet, was man für den Workshop braucht. Gleichzeitig habe ich aber auch die Garagen-Einrichtung dokumentiert, so dass als Ergebnis eine Werkstatt-Blaupause entstanden ist.

Blaupause für eine Nachbarschafts-Werkstatt

Durch meine ersten Workshops hatte ich bereits gelernt, dass ich folgende Minimal-Ausstattung für die Werkstatt brauche:

  • Werkbank / Tisch zum Fräsen
  • Staubsauger mit Zyklonabscheider
  • gute Beleuchtung
  • Stromanschlüsse für Fräse und Staubsauger
  • Ablagefläche für Kursmaterial
  • Sitzgelegenheiten
  • minimale Ausstattung mit Werkzeug, Verbrauchsmaterial und Schutzausrüstung
    (Zwingen, Fräser, Schleifpapier, Schutzbrille, Gehörschutz, …)

Das absolute Minimal-Inventar für so eine Nachbarschafts-Werkstatt ist also ein Tisch, sowie Ablageflächen und einige Sitzgelegenheiten.

Für den Tisch gibt es keine Musterlösung, die für jede Werkstatt funktionieren würde – ich gehe davon aus, dass sich für jede Werkstatt irgendwie ein Tisch finden lassen wird. In meinem Fall war es ein alter Schreibtisch, der sogar einige Schubladen hatte. Nicht dass die Schubladen wichtig gewesen wären, aber sie geben dem Tisch ein gewisses Gewicht, so dass er sicher steht.

Meine Werkbank: ein alter Schreibtisch

Der Tisch muss für die Fräsen-Workshops eine Mindestgröße haben. Nicht nur das Material muss auf den Tisch passen, sondern auch die Fixierung des Materials, und die „Randstreifen“ auf denen die Fräse übers Material gleitet.

Fräs-Arbeitsplatz mit Material und „Randstreifen“ rechts und links

Die Arbeitsfläche meines Schreibtischs war zunächst noch zu schmal, so dass ich eine größere Platte befestigen musste.

Tisch mit größerer Platte (hier mit aufgeklebten Opferplatten aus MDF)

Bei den Sitzgelegenheiten und Ablageflächen haben mich die minimalen Möbel von OpenStructures bzw. Ken Isaacs sehr inspiriert. Mir erschien deshalb das 24 Module als ein idealer Startpunkt für das Inventar einer Nachbarschafts-Werkstatt.

24 Module aus Metall

Das 24 Module kann einzeln als Sitzgelegenheit oder gestapelt als Tisch verwendet werden. Das 24 Module ist dabei so simpel konstruiert, dass es auch ohne High-Tech Werkzeug, und mit Material aus dem Baumarkt hergestellt werden kann. Gleichzeitig ist das 24 Module zerlegbar, so dass es bei Bedarf auch vergrößert oder verlängert werden kann – damit kann es mit den Bedürfnissen der Werkstatt mitwachsen.

Soll das 24 Module bereits in der Garage hergestellt werden, so braucht man
als Grundausstattung nur einfache Werkzeuge wie Schraubstock, Bohrmaschine und Säge.

Damit hätten wir das wichtigste Inventar, so dass der Raumplan für die Garage42 etwa so aussieht:

Beispiel-Raumplan für eine Garage42 Werkstatt

Zu einer Blaupause für eine Nachbarschaftswerkstatt gehört aber nicht nur der Raumplan wie der obige, sondern auch eine Werkzeugliste. All diese Informationen sind ab sofort hier im GitHub-Projekt Garage42 zu finden.

Nutzung und Weiterentwicklung von Garagen

Mit dieser minimalen Garagen-Ausstattung kann bereits der erste Fräsen-Workshop veranstaltet werden. Die Fräse muss beim ersten Workshop noch „zu Besuch kommen“ , d.h. sie wird vom Kursleiter mitgebracht.

Wie so eine Garagenwerkstatt genutzt und weiterentwickelt wird, liegt dann in der Hand der Nachbarn. Die nötigen Werkzeuge und das erforderliche Inventar hängen stark davon ab was die Nachbarn in ihrer Garage produzieren wollen.

Auch für die Weiterentwicklung der Werkstatt liefert das Projekt Garage42 hilfreiche Informationen: für jedes Möbelprojekt wird auch die Liste der nötigen Werkzeuge dokumentiert. Ein schönes Beispiel dafür ist die Dokumentation zum Möbelprojekt „Ulmer Hocker “ im GitHub-Projekt Garage42.

Die Projektbeschreibung zum „Ulmer Hocker“ besteht nicht nur aus der Bauanleitung, sondern auch aus einer Stückliste und einer Werkzeugliste.

Anhand der Werkzeugliste kann schnell geprüft werden, welche Möbel in einer Garagenwerkstatt gebaut werden können, und welche Werkzeuge eventuell noch für neue Möbelprojekte angeschafft werden müssen.

Die Idee einer Referenz-Garage, die nach einer Werkstatt-Blaupause gestaltet ist, bringt also diverse Vorteile. Durch die Dokumentation des Inventars können neue Werkstätten schnell und systematisch eingerichtet werden. Die Beschreibung der Möbelprojekte mit allen benötigten Werkzeugen schafft dabei Klarheit über fehlendes Werkstatt-Inventar.

Zuletzt noch ein Ausblick: dokumentiert man die Ausstattung aller Nachbarschafts-Werkstätten, so kann man mit Hilfe dieser Daten auch eine „Landkarte“ erzeugen, die zeigt welche Möbelprojekte in welchen Werkstätten möglich sind. Aber dazu später mehr….

Nachbarschafts Fräsen-Workshop die Zweite

Am 25. Februar 2023 fand ein zweiter Fräsen-Workshop in der Nachbarschafts-Werkstatt in der Münchner Au statt. Die Nachbarn waren wieder begeistert und mit viel Spaß bei der Sache.

Und wieder rollere ich mit der Fräse durch die Au – diesmal ist es ein kalter, aber sonniger Februartag – zum Glück ohne Schnee, denn ich besitze keinen Transportschlitten für das Workshop-Zubehör.

Auch dieses mal werde ich schon in der Nachbarschafts-Werkstatt in der der Au erwartet – inzwischen kennt man sich ja schon vom ersten Workshop. Die Vorbereitung des Workshops geht mir diesmal schnell von der Hand – man könnte es schon fast Routine nennen.

Und schon treffen die ersten Nachbarn ein. Die Teilnehmerrunde ist wieder bunt gemischt: neben zwei Nachbarn ohne Fräs-Erfahrung sind heute auch zwei Küchenbauprofis zu Gast, die allerdings noch nicht mit einer CNC-Oberfräse gearbeitet haben.

Wir starten mit der allgemeinen Einführung ins Oberfräsen, machen uns dann mit der „Magie“ der Shaper Origin vertraut und gehen schließlich miteinander die Schritte zum Vorbereiten des Fräsens durch.

Dann geht es ans Fräsen – Freiwillige vor! Alle sind etwas zögerlich, doch mutig ergreift die erste Nachbarin die Initiative. Nach kurzer Eingewöhnung scheint das fräsen sichtlich Spaß zu machen, und die beiden Küchenbauer warten etwas hibbelig auf ihren ersten Fräseinsatz.

Alle haben viel Spaß beim Fräsen – sogar die Zuschauer

Nach zwei Stunden Theorie und Praxis mit der Oberfräse sind wie schon beim ersten Workshop alle begeistert: von der Fräse, von den Möglichkeiten, und von den eigenen Fähigkeiten.

Insgesamt war es also wieder ein gut gelungener Kurs, und nun grübeln schon alle, was das erste „echte Möbelprojekt“ mit der Shaper Origin sein könnte.

Nachbarschafts Fräsen-Workshop Premiere

Am 4. Februar 2023 fand der erste Fräsen-Workshop in der Nachbarschafts-Werkstatt in der Münchner Au statt. Für eine Workshop-Premiere lief alles erstaunlich rund – mit nur einer kleinen Panne. Doch sogar die Panne war für alle lehrreich.

Gemeinsames Fräsen in der Nachbarschaftswerkstatt in der Münchner Au

Endlich ist es soweit: der Workshop „Nachbarn fräsen Nebenan“ rollert auf meinem Trolley durch schöne Münchner Au! Nach dem Schauplatz des Workshops brauche ich nicht lange zu suchen – die erste Workshop-Werkstatt ist gleich bei mir ums Eck. Ich klingle, die Tür geht auf, und ich rollere ratternd mit meinem Workshop-Trolley über die schönen historische Bodenfliesen zum Hinterhof.

Im Hinterhof sehe ich schon die zwei schönen großen Gemeinschaftsräume – einer davon wird der Schauplatz des ersten Nachbarschafts-Fräsen-Workshops sein. Zwei Nachbarn stehen schon erwartungsvoll bereit und unterstützen mich beim Aufbau.

Dann geht es auch schon los: wir sind eine Runde von fünf Hobbybastlern – mich mitgezählt – jeder mit etwas unterschiedlichem Bastler-Hintergrund. Da gibt es zwei Heimwerk-Profis mit reichlich Werkzeugerfahrung, aber auch zwei Teilnehmer mit keinerlei Fräs-Erfahrung. Gut für mich, denn so kann ich gleich herausfinden, ob der Workshop auch für ungeübte Bastler funktioniert.

Wir besprechen zunächst die Schwierigkeiten beim traditionellen fräsen mit der Oberfräse, aber ich merke schon: alle sind gespannt auf die Shaper Origin Fräse. Kurz erkläre ich „die Magie“ der Fräse, bevor wir uns die Maschine dann in Aktion ansehen: im „Aircut“-Modus können die Kursteilnehmer das Funktionsprinzip der Shaper Origin Fräse gut beobachten.

Kleinere Probleme beim Fräsen des letzten Bauteils

Bevor wir jedoch den Praktischen Teil des Kurses starten, vermittle ich noch kurz die „Fräs-Etikette“, gefolgt von den obligatorische Sicherheits-Einweisung. Doch dann geht es auch schon los! Gehörschutz und Schutzbrille angelegt, Staubsauger an- und Fräse eingeschaltet, und schon fräst der erste Nachbar ein Teilstück eines kleinen Werkzeugkastens.

Besonderen Spaß macht den Teilnehmern offensichtlich der „Auto-Modus“ der Fräse. Wenn sich die Spindel wie von Geisterhand von selbst bewegt, dann zaubert das jedem der Kursteilnehmer ein Lächeln ins Gesicht. Tja, Hobbybastler lieben halt cooles Werkzeug…

So wird zügig ein Bauteil nach dem anderen gefräst … doch plötzlich … was ist das? Die Fräse ruckelt! Warum funktioniert die Magie nicht mehr?

Schnell ist das Problem gefunden: wir haben die Teile nicht der Reihe nach von unten nach oben gefräst. Daher haben wir uns die Shapertape-Klebestreifen kaputt gefräst, wodurch sich die Fräse nicht mehr orientieren konnte.

Durch zwei Shapertape-Klebestreifen ist das Problem schnell behoben. Dabei wird den Kursteilnehmern auch nochmal klarer, wie sich die Fräse auf dem Material orientiert.

Und so halten am Ende des Workshops die Teilnehmer stolz ihren ersten selbst gefrästen Werkzeugkasten in den Händen.

Insgesamt also ein Kurs mit Happy End: die Teilnehmer haben die Fräse mit ihren Möglichkeiten kennen gelernt, ich habe vier Hobbybastler aus meiner Nachbarschaft kennen gelernt, und als Kursleiter weiß ich jetzt, dass das Kursformat wie geplant funktioniert. Die nächsten Kurse in anderen Münchner Nachbarschaftswerkstätten können also kommen!

Zu Besuch in der Münchner Werkzeugbibliothek

Das Kulturzentrum Gasteig in München beherbergt seit Kurzem eine Werkzeugbibliothek. Dort können sich Hobbybastler für kleines Geld die unterschiedlichsten Werkzeuge ausleihen. Die Werkzeugbibliothek unterstützt somit die Nachbarschaft beim Handwerken und verfolgt also ein ganz ähnliches Ziel wie Garage42. Grund genug um der Werkzeugbibliothek einen Besuch abzustatten und viele Fragen zu stellen.

Die Werkzeugbibliothek am Münchner Gasteig

Seit einigen Monaten gibt es die Werkzeugbibliothek am Münchner Gasteig. Das Projekt wurde von Andreas Kopp ins Leben gerufen, welcher auch für sein FabLab „Erfindergarten“ bekannt ist – einem FabLab, das sich speziell an Kinder und Jugendliche wendet.

Ich kenne Andreas schon eine Weile und verfolge mit Interesse seine
vielfältigen Aktivitäten im Bereich Making. Seine Werkzeugbibliothek
kannte ich bisher nur aus den Medien und den Sozialen Netzwerken,
so dass es Zeit wurde sich vor Ort mal ein genaueres Bild zu machen.

Die Werkzeugbibliothek

Ich biege mit meinem Fahrrad auf der Rosenheimer Straße zum Gasteig ab, und stehe wenig später vor der Werkzeugbibliothek. Ein Stehtisch und einige Bierbänke laden dazu ein, sich hier zu treffen und sich über Werkzeug und Heimwerken zu unterhalten.

In den drei Schaufenstern gibt es viel zu sehen und allerlei zu lesen:
Flyer und Schilder beschreiben was es hier so an Werkzeug gibt, und wie man die Werkzeugbibliothek benutzt.

Die Gebrauchsanweisung für die Werkzeugbibliothek

Betritt man das kleine Ladengeschäft, dann steht man gleich am „Ausleih-Schalter“, der aus einem großen Schreibtisch mit Computerarbeitsplatz und Bezahl-Terminal besteht.

An den Wänden stehen riesige Regale voll von Werkzeug. An jenem Ausleih-Schalter-Schreibtisch sitzt dann meist Andreas, wenn er nicht gerade Werkzeuge in die raumhohen Regale an der Wand ein- oder aussortiert.

Werkzeuge bis unter die Decke

Andreas und ich begrüßen uns, und wir halten einen kleinen Plausch,
was gerade so bei uns beiden los ist – wir haben uns eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Schnell kommen wir zum Thema: wie läuft die Werkzeugbibliothek so? Wird sie gut angenommen?

Werkzeuge und Kundenkreis

Andreas erzählt, dass er einen Kundenkreis von etwa 200 Leuten hat, die überwiegend aus der unmittelbaren Nachbarschaft in Haidhausen kommen. Ich löchere Andreas, will wissen was die Leute so ausleihen und wofür. Die Klassiker sind offenbar Bohrmaschine, Akkuschrauber und Schleifgeräte. Beliebt sind aber auch Reinigungs-Utensilien wie ein Naß-/Trocken-Sauger mit dem man z.B. ein Sofa oder den Teppich wieder richtig schön sauber bekommt.

So kommt gerade ein Mann mittleren Alters zur Tür herein – Andreas hat ihn schon erwartet. Der Mann leiht sich tatsächlich einen Naß-/Trocken-Sauger aus. Andreas gibt eine kurze Unterweisung in das Gerät, sowie ein paar Tipps zu Reinigungsmitteln mit auf den Weg. Dann verlässt der Mann zusammen mit seinem Sauger den Laden mit einem „… bis bald …„. Aha – offenbar ein Stammkunde.

Wir ratschen noch eine Weile über „den typischen Kunden“ und merken aber schnell, dass es den wahrscheinlich nicht gibt. Es ist vielmehr ein großes Spektrum:

  • Der Student, der sich seine Studentenbude einrichtet, aber all das nötige Werkzeug nicht kaufen kann oder will.
  • Der ambitionierte Bastler, der schon immer mal einen eigenen Vollholz-Tisch bauen wollte. Nachdem er in YouTube Videos recherchiert hat wie das geht, kommt er dann in die Werkzeugbibliothek und leiht sich Hobel und Schleifgerät zum Abrichten der Holzplatten.
  • Oder aber auch der Renter, der ein Werkzeug ausleiht, aber im Gespräch merkt Andreas dann häufig, dass es dem Rentner eher um das Gespräch, als um das Werkzeug geht.

Die Mission der Werkzeugbibliothek

Die Werkzeugbibliothek am Gasteig erfüllt also viele Zwecke: Hilfe bei Reparaturen im Haushalt, Teilen von Werkzeugen, Interessensaustausch für Hobby-Bastler, aber auch spontaner
Zwischenstop für die Fahrrad-Reparatur oder eben auch sozialer Treffpunkt für einen Ratsch.

Das Motto der Werkzeugbibliothek (und der Offenen Werkstätten)

Andreas bietet auch einen monatlichen Stammtisch für seine Werkzeugbibliothek-Kunden, bei dem er mehr Details zu manchen Werkzeugen demonstriert. So hat er vor einiger Zeit mehr zur Verwendung der Shaper Origin erzählt.

Du hast eine Shaper Origin?„, frage ich.
Ja klar“ sagt Andreas, „und die Shaper Workstation habe ich natürlich auch im Angebot„.
Mir fällt kurz die Kinnlade runter, weil ich das nicht wusste, und gedanklich bin ich soeben neuer Kunde der Werkzeugbibliothek geworden.

Andreas sieht seine Mission also darin, dass er den Nachbarn das Ausleihen von Werkzeugen möglichst einfach machen will. Gleichzeitig macht er seine Kunden neugierig auf weitere Werkzeuge, so dass der Nachbarschaft auch neue handwerkliche
Möglichkeiten aufgezeigt werden.

Fazit

Die Werkzeugbibliothek ist eine spannende Einrichtung, an der man derzeit schon recht gut studieren kann wie die Nachbarschaft darauf reagiert. Das Gespräch mit Andreas hat mir Klarheit darüber verschafft, dass ich mir für Garage42 sehr genau Gedanken über die Zielgruppe machen muss.

Jede Nachbarschaft hat ihren individuellen Bevölkerungsquerschnitt.
Die Interessen in der Nachbarschaft können sich daher stark unterscheiden: ist in Haidhausen (im Zentrum Münchens) das Lieblingswerkzeug die Bohrmaschine, dann könnte es in Solln (am südlichen Rand von München) vielleicht der Gartenhäcksler sein.
Die Nachbarn am Stadtrand sind mutmaßlich besser mit Standard-Werkzeugen ausgestattet, haben stattdessen aber eher Bedarf an der Ausleihe von teuren oder sperrigen Gartengeräten.

Es wird also nicht mein letzter Besuch in der Werkzeugbibliothek gewesen sein, weil es noch viele Fragen zu klären gilt … und weil ich demnächst unbedingt mal die Shaper Origin ausleihen muss…