Beim Projekt Garage42 soll in jeder Münchner Nachbarschaft eine nachhaltige Werkstatt entstehen. Eines der Ziele ist dabei, eine Blaupause für Nachbarschafts-Werkstätten zu erstellen. Mit so einer Blaupause können neue Werkstätten mit sinnvoller Grundausstattung zügig eingerichtet werden.
Gibt es schon so eine Werkstatt-Blaupause, wie sieht sie aus, und wo kann man sie bekommen?
Im Artikel „Wie alles begann und warum überhaupt“ hatte ich schon kurz über meine Garage berichtet. Der interessierte Leser fragt sich jetzt natürlich:
Was ist denn jetzt mit der Garage?
Passiert da was?
Gibt’s schon was zu sehen?
Die Antwort lautet: ja natürlich – es tut sich was in der Pilot-Garage,
und dieser Artikel soll einen Eindruck vermitteln was bisher in der Garage passiert ist.
Mit der Pilot-Garage habe ich bisher immer gleich zwei Ziele verfolgt:
Erstens will ich die Pilot-Garage für die nächsten Fräsen-Workshops nutzen.
Zweitens soll meine Garage auch der erste Prototyp für eine Nachbarschafts-Werkstatt werden.
Daher habe ich die Garage zunächst mit allem ausgestattet, was man für den Workshop braucht. Gleichzeitig habe ich aber auch die Garagen-Einrichtung dokumentiert, so dass als Ergebnis eine Werkstatt-Blaupause entstanden ist.
Blaupause für eine Nachbarschafts-Werkstatt
Durch meine ersten Workshops hatte ich bereits gelernt, dass ich folgende Minimal-Ausstattung für die Werkstatt brauche:
- Werkbank / Tisch zum Fräsen
- Staubsauger mit Zyklonabscheider
- gute Beleuchtung
- Stromanschlüsse für Fräse und Staubsauger
- Ablagefläche für Kursmaterial
- Sitzgelegenheiten
- minimale Ausstattung mit Werkzeug, Verbrauchsmaterial und Schutzausrüstung
(Zwingen, Fräser, Schleifpapier, Schutzbrille, Gehörschutz, …)
Das absolute Minimal-Inventar für so eine Nachbarschafts-Werkstatt ist also ein Tisch, sowie Ablageflächen und einige Sitzgelegenheiten.
Für den Tisch gibt es keine Musterlösung, die für jede Werkstatt funktionieren würde – ich gehe davon aus, dass sich für jede Werkstatt irgendwie ein Tisch finden lassen wird. In meinem Fall war es ein alter Schreibtisch, der sogar einige Schubladen hatte. Nicht dass die Schubladen wichtig gewesen wären, aber sie geben dem Tisch ein gewisses Gewicht, so dass er sicher steht.
Meine Werkbank: ein alter Schreibtisch
Der Tisch muss für die Fräsen-Workshops eine Mindestgröße haben. Nicht nur das Material muss auf den Tisch passen, sondern auch die Fixierung des Materials, und die „Randstreifen“ auf denen die Fräse übers Material gleitet.
Fräs-Arbeitsplatz mit Material und „Randstreifen“ rechts und links
Die Arbeitsfläche meines Schreibtischs war zunächst noch zu schmal, so dass ich eine größere Platte befestigen musste.
Tisch mit größerer Platte (hier mit aufgeklebten Opferplatten aus MDF)
Bei den Sitzgelegenheiten und Ablageflächen haben mich die minimalen Möbel von OpenStructures bzw. Ken Isaacs sehr inspiriert. Mir erschien deshalb das 24 Module als ein idealer Startpunkt für das Inventar einer Nachbarschafts-Werkstatt.
24 Module aus Metall
Das 24 Module kann einzeln als Sitzgelegenheit oder gestapelt als Tisch verwendet werden. Das 24 Module ist dabei so simpel konstruiert, dass es auch ohne High-Tech Werkzeug, und mit Material aus dem Baumarkt hergestellt werden kann. Gleichzeitig ist das 24 Module zerlegbar, so dass es bei Bedarf auch vergrößert oder verlängert werden kann – damit kann es mit den Bedürfnissen der Werkstatt mitwachsen.
Soll das 24 Module bereits in der Garage hergestellt werden, so braucht man
als Grundausstattung nur einfache Werkzeuge wie Schraubstock, Bohrmaschine und Säge.
Damit hätten wir das wichtigste Inventar, so dass der Raumplan für die Garage42 etwa so aussieht:
Beispiel-Raumplan für eine Garage42 Werkstatt
Zu einer Blaupause für eine Nachbarschaftswerkstatt gehört aber nicht nur der Raumplan wie der obige, sondern auch eine Werkzeugliste. All diese Informationen sind ab sofort hier im GitHub-Projekt Garage42 zu finden.
Nutzung und Weiterentwicklung von Garagen
Mit dieser minimalen Garagen-Ausstattung kann bereits der erste Fräsen-Workshop veranstaltet werden. Die Fräse muss beim ersten Workshop noch „zu Besuch kommen“ , d.h. sie wird vom Kursleiter mitgebracht.
Wie so eine Garagenwerkstatt genutzt und weiterentwickelt wird, liegt dann in der Hand der Nachbarn. Die nötigen Werkzeuge und das erforderliche Inventar hängen stark davon ab was die Nachbarn in ihrer Garage produzieren wollen.
Auch für die Weiterentwicklung der Werkstatt liefert das Projekt Garage42 hilfreiche Informationen: für jedes Möbelprojekt wird auch die Liste der nötigen Werkzeuge dokumentiert. Ein schönes Beispiel dafür ist die Dokumentation zum Möbelprojekt „Ulmer Hocker “ im GitHub-Projekt Garage42.
Die Projektbeschreibung zum „Ulmer Hocker“ besteht nicht nur aus der Bauanleitung, sondern auch aus einer Stückliste und einer Werkzeugliste.
Anhand der Werkzeugliste kann schnell geprüft werden, welche Möbel in einer Garagenwerkstatt gebaut werden können, und welche Werkzeuge eventuell noch für neue Möbelprojekte angeschafft werden müssen.
Die Idee einer Referenz-Garage, die nach einer Werkstatt-Blaupause gestaltet ist, bringt also diverse Vorteile. Durch die Dokumentation des Inventars können neue Werkstätten schnell und systematisch eingerichtet werden. Die Beschreibung der Möbelprojekte mit allen benötigten Werkzeugen schafft dabei Klarheit über fehlendes Werkstatt-Inventar.
Zuletzt noch ein Ausblick: dokumentiert man die Ausstattung aller Nachbarschafts-Werkstätten, so kann man mit Hilfe dieser Daten auch eine „Landkarte“ erzeugen, die zeigt welche Möbelprojekte in welchen Werkstätten möglich sind. Aber dazu später mehr….